„Als vom Braunkohleabbau Betroffene arbeiten wir mit dem Klimacamp zusammen“
Klimacamp startet mit Podiumsdiskussion zur Zukunft des Rheinlands
Erkelenz. Das Klimacamp im Rheinland nimmt Form an. Seit Freitag werden Zelte aufgebaut, und das Camp mit eigenem Solarstrom versorgt. Seit Montag läuft das Programm, welches gleich mit einem Höhepunkt begann: Mit 200 Menschen war die Podiumsdiskussion „Das Rheinland der Zukunft – von lokaler und globaler Gerechtigkeit“ voll besetzt. Anknüpfend an eine gemeinsame Veranstaltung in der Stadthalle Erkelenz letztes Jahr, trafen sich nun erstmals ein Vertreter der Bergbau-Gewerkschaft IG BCE mit Aktiven der Bewegung für Klimagerechtigkeit und Anwohnenden aus dem durch Umsiedlung bedrohten Dorf Keyenberg auf dem Camp. Zahlreiche Anwohnende sowie Mitglieder der IG BCE kamen zum Klimacamp, um die Debatte zu verfolgen und mitzudiskutieren.
Auch in den kommenden Tagen bietet das Camp vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten. Im Zentrum steht dabei die Forderung nach Klimagerechtigkeit und einem schnellen Kohleausstieg. „Klimagerechtigkeit hat globale und lokale Dimensionen“ erklärt Johanna Winter vom Klimacamp. „Gesellschaften, insbesondere im globalen Norden, müssen so produzieren und konsumieren, dass es nicht zu Lasten von Menschen in anderen Teilen der Welt geht. Konkret bedeutet das: Kohle und andere fossile Energieträger müssen im Boden bleiben. Klimagerechtigkeit bedeutet aber auch, dass Menschen hier vor Ort nicht für die Profite von Energiekonzernen aus ihren Dörfern vertrieben werden oder ein Kohleausstieg zu Lasten der Beschäftigten von RWE geht. All diese Dimensionen bringen wir auf dem Camp zusammen und suchen nach Lösungen, die ein gutes Leben für alle ermöglichen.“ Deswegen steht das Klimacamp seit Beginn des Jahres im engen Austausch mit den Menschen aus den umliegenden Dörfern. „Als vom Braunkohleabbau Betroffene arbeiten wir mit dem Klimacamp zusammen, um zu verhindern, dass durch die Kohle erst unsere Heimat stirbt und dann das Klima. Wir fordern, dass alle Dörfer bleiben.“ erklärt Antje Pistel aus Holzweiler.
In unmittelbarer Nähe des Camps liegt Keyenberg, das nächste Dorf, dem eine Abbaggerung droht. „Um die fatalen Folgen des Klimawandels, wie die anhaltende Dürre diesen Sommer abzumildern, brauchen wir einen sofortigen Kohleausstieg. Sogar die Bundespolitik beschäftigt mittlerweile der Ausstieg. Angesichts dessen sind die Pläne, weiter Dörfer abzubaggern, verrückt. In Keyenberg beginnt RWE gerade damit Menschen aus ihrem Dorf zu verdrängen. Mit dem Klimacamp wollen wir den Widerstand der Menschen hier sichtbar machen und gemeinsam dafür kämpfen, dass Keyenberg bleibt.“ so Johanna Winter.
Das Klimacamp im Rheinland findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. In diesem Jahr liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Vernetzung mit den Menschen aus der Region. Über die nächste Woche sind zahlreiche Veranstaltungen auf dem Camp geplant. Menschen aus der Region sind täglich zum gemeinsamen Abendessen um 18 Uhr eingeladen, für sie gibt es zudem erstmals das „Zelt des lokalen Widerstands“. Des Weiteren werden regelmäßig Führungen über das Camp angeboten. Informationen zum Programm sind online unter www.klimacamp-im-rheinland.de verfügbar. Gegen Ende der Woche trifft sich dann die europäische Klimagerechtigkeitsbewegung zu zwei Konferenzen im Rheinland. Es werden 500 Teilnehmende erwartet.
Das Klimacamp ist Teil einer weltweiten Bewegung, diesen Sommer finden zahlreiche Aktionen für Klimagerechtigkeit statt. Die Gruppe Code Rood hat für Ende August Protestaktionen gegen Gasförderung in den Niederlanden angekündigt und im Oktober plant das Bündnis Ende Gelände in einer Massenaktion zivilen Ungehorsams die Rodung des Hambacher Forstes zu stoppen.
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Johanna Winter: 01578 4697207
Maja Rothe: 01577 1256419