Pressemitteilung vom 21.08.2018

„Die Resonanz aus der Bevölkerung war fantastisch“
Klimacamp endet, Aktive wollen weiter für Erhalt der Dörfer kämpfen

Erkelenz. Das Klimacamp im Rheinland neigt sich dem Ende zu. Noch bis Mittwoch den 22. August bauen die Teilnehmenden gemeinsam ihre Zelte, Waschbecken und Photovoltaik-Anlagen ab. Die Bilanz der vergangenen Woche fällt durchweg positiv aus: Es gab zahlreiche Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Anwohnenden, ein Fußballspiel mit dem TuS Germania Kückhoven und eine Andacht an der Ruine des Immerather Doms. Diese Aktivitäten wie auch die Strategiekonferenz am Wochenende zeugen von der Verbreiterung und Stärkung der Klimagerechtigkeitsbewegung. In den kommenden Monaten rücken der Kampf um die Dörfer und insbesondere um den Hambacher Forst in den Fokus.

„Die Resonanz aus der Bevölkerung war fantastisch“, freut sich Johanna Winter, Sprecherin des Klimacamps. Zur Campführung und anschließenden Gesprächen über die Zukunft des Widerstands in der Region erschienen am Sonntag Nachmittag über 30 Interessierte. „Uns ist dieser Austausch wichtig. Wenn wir uns zusammentun, können wir RWE stärker entgegentreten und uns schützend vor die Dörfer stellen, die der Konzern für den Kohleabbau zerstören will. Letztendlich sind wir nicht nur wegen der globalen Dimension der Klimakatastophe hier, sondern um gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu kämpfen.“

Landschaft und Dörfer, die von Abbaggerung bedroht sind, wurden auf einer mehrstündigen Fahrradtour am Samstag erkundet, an der sich rund 80 Teilnehmende des Klimacamps sowie Anwohnende aus dem Rheinland beteiligten. „Besonders berührt hat mich der Besuch der Kirche in Keyenberg“, erzählt eine Radfahrerin, „es kann doch nicht sein, dass solch alte Bauwerke mit einer so großen Bedeutung für die Gemeinschaft einfach abgerissen werden!“ Am Samstag Abend besuchten Klimacamper*innen eine Andacht mit Pfarrer Lutz Dittmar an der Ruine des Immerather Doms. Etwa 30 Menschen kamen zusammen, um gemeinsam das mit der Abbaggerung Erlebte zu verarbeiten und Kraft und Hoffnung zu schöpfen. Musikalisch begleitet wurde die Andacht von Liedermacher Gerd Schinkel aus Köln.

Am Freitag wiederum gestaltete sich der Austausch fröhlich und spielerisch: „Ein Höhepunkt war das Freundschaftsspiel gegen den TuS Germania Kückhoven auf dem Fußballplatz am Lahey-Park. Wir haben zwar 4:2 verloren, aber unsere Lieblingssportart ist ohnehin Baggerbesetzen, und da hatten wir die letzten Jahre eine lückenlose Erfolgsserie“, lacht Christopher Laumanns vom Klimacamp. „Wir freuen uns schon sehr auf die nächste Begegnung – sowohl gegen den TuS Kückhoven als auch gegen die Spielvereinigung RWE-Polizei!“

Neben lokalen Bündnissen lag der Fokus des diesjährigen Klimacamps auf Reflektion und Strategiefindung. Die „Strategiekonferenz der deutschsprachigen Klimagerechtigkeitsbewegung“ ging am Sonntag zu Ende. Die Konferenz zeigte, wie breit die Bewegung mittlerweile aufgestellt ist, so reicht die Bandbreite von Braunkohle über Mobilität bis zu Kämpfen für eine klimagerechte Landwirtschaft. Deutlich wurde auch, dass die Klimagerechtigkeitsbewegung sich formiert, um in den kommenden Wochen den Hambacher Forst vor der Rodung zu schützen. „RWE und Polizei haben angekündigt, die Baumhaus-Besetzungen noch vor Oktober zu räumen. Dafür werden sie breite Schneisen in den Wald schlagen – das ist eine faktische Rodung, die völlig unrechtmäßig ist. Als Menschen allen Alters und aller Herkünfte werden wir uns dem entgegenstellen und diesen wunderschönen Wald retten“, kündigt Maja Rothe vom Klimacamp an.

Wenn das Klimacamp am Mittwoch vorbei ist, geht der Widerstand weiter. Das „camp for [future]“ bei Manheim am Tagebau Hambach diskutiert vor allem mit einem jungen Publikum über Möglichkeiten gesellschaftlichen Wandels. Die „Aktion Unterholz“ ruft zu massenhaftem zivilen Ungehorsam im Hambacher Wald auf. Rund um den Tagebau Garzweiler bleibt das Klimacamp aktiv in der Vernetzung mit den Menschen der umliegenden Dörfer. Ein Bündnis aus lokalen Bürgerinitiativen, Kirche und Umweltschutzorganisationen in Nordrhein-Westfalen fordert aktuell in einem offenen Brief an die Kohlekommission der Bundesregierung ein Moratorium für Umsiedlungsvorbereitungen sowie Rodungen im Hambacher Forst.

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Christopher Laumanns: 01577 3395845

Aktionen im Hambacher Forst:

https://aktion-unterholz.org/
http://hambacherforst.org/
https://www.ende-gelaende.org/de/