Klimacamp: Austausch mit RWE-Beschäftigten und Anwohner*innen stößt auf großes Interesse /// 1100 Teilnehmende zu Beginn des Camps
Erkelenz – Das Klimacamp im Rheinland am Lahey Park bei Erkelenz ist in den ersten drei Tagen auf 1100 Teilnehmer*innen angewachsen. Schwerpunkt dieses Jahr ist die Diskussion über den Strukturwandel in der Region und der Austausch mit Anwohner*innen und den Beschäftigten von RWE. Hierzu diskutierten unter den Leitfragen „Was kommt nach der Braunkohle? Und wie wird der Weg dorthin gerecht?“ am gestrigen Sonntag Gewerkschaften und Klimaschützer*innen mit 300 Anwesenden in der Stadthalle Erkelenz.
Die Podiumsdiskussion mit Janna Aljets von der BUNDjugend, Manfred Maresch (Bergbaugewerkschaft IG BCE), Dr. Stefan Gärtner (Institut für Arbeit und Technik, Ruhr Uni) und Thorsten Moll (Anwohner aus Holzweiler) wurde von der Degrowth-Sommerschule ausgerichtet und stellt einen der ersten Höhepunkte der Klimacamp-Zeit dar. „Die Veranstaltung heute ist ein Modell für die Zukunft“, sagte Strukturwandelforscher Gärtner auf dem Podium. Es ginge darum, frühzeitig aus der Braunkohle auszusteigen und Alternativen zu entwickeln, um die Klimaschutzziele realisieren zu können. Gärtner betonte, die Beschäftigten sollten nicht nur auf die Entscheidungen der Konzernspitze von RWE reagieren, sondern sichere Perspektiven aktiv einfordern und dafür mit den Anwohnern und der Klimabewegung zusammenarbeiten.
„Noch vor einem Jahr wäre eine öffentliche Debatte zwischen Gewerkschaften und der Klimabewegung undenkbar gewesen. Gestern waren wir uns einig: Gerade weil unsere Positionen teils sehr unterschiedlich sind, braucht es unbedingt den Dialog über den kommenden Braunkohleausstieg“, so Christopher Laumanns vom Klimacamp. „Wir sind begeistert, wie gut dieser Raum für Austausch von allen Seiten angenommen wurde“, freut sich Ruth Krohn von der Degrowth-Sommerschule. „Genau darum geht es uns mit der Sommerschule: Dass wir unser Wirtschaften grundlegend hinterfragen und gemeinsam nach Wegen zu einem guten Leben für alle suchen. Die Veranstaltung in der Stadthalle ist dafür ein tolles Beispiel.“ Unter den 300 Besucher*innen befanden sich viele Menschen aus der Region und Beschäftigte von RWE, die Anwesenden diskutierten auch angeregt untereinander.
Vor der Podiumsdiskussion hatte das Klimacamp am Sonntag zu einer Führung über das Camp eingeladen. Etwa 25 Einwohner*innen der umliegenden Ortschaften ließen sich Küche und Zirkuszelte, Ausstellungen, Kinderbetreuung und die Stromversorgung mit Solarzellen zeigen und informierten sich über das Programm mit Bildungs- und Kulturangeboten. Anschließend gab es bei Kaffee und französischen Crêpes die Möglichkeit, auch über die Protestaktionen der kommenden Woche zu sprechen. Eine zweite Führung wird am Mittwoch, den 23.8. um 17 Uhr angeboten.
„Der Widerstand gegen den Braunkohleabbau auch aus der Region ist dieses Jahr besonders deutlich zu spüren“, beobachtet Johanna Winter vom Klimacamp. „Auf der Informationsveranstaltung der Polizei in Erkelenz am Freitagabend haben wir viel Solidarität aus der Bevölkerung erfahren. Und auf der Radtour der Degrowth-Sommerschule am Samstag zum Thema „Geschichten des Widerstands“ wurden besonders auch ältere Anwohner*innen besucht, die mit uns auf eine lange Geschichte des Kampfes gegen Umsiedlungen, Abbaggerung und Kohleverstromung zurückblickten.“ Die 81-jährige Holzweiler Bürgerin Gisela Irving zog nach 40 Jahren Widerstand die Bilanz, es brauche eine gut vernetzte, radikale Bewegung und kündigte für Montag Nachmittag ihren Besuch auf dem Camp an.
Die Degrowth-Sommerschule ist bis Mittwoch zu Gast auf dem Klimacamp und behandelt das Thema Strukturwandel in zahlreichen Kursen, in denen unter anderem auch Manfred Maresch von der IG BCE wieder die Perspektive der Gewerkschaften einbringen wird. Daneben bietet das Camp bis zum 29. August ein umfangreiches Programm aus Bildungs- und Kulturveranstaltungen, zu denen alle Anwohner*innen herzlich eingeladen sind. Am Donnerstag, den 24.8. starten die Aktionstage im Rheinland. Tausende Menschen aus der ganzen Welt werden mit unterschiedlichen Aktionen für Klimagerechtigkeit und gegen den Braunkohleabbau protestieren.
Pressekontakt des Klimacamps:
Johanna Winter: +49 1578 4697207
Christopher Laumanns: +49 1577 3395845
Pressekontakt Degrowth-Sommerschule:
Ruth Krohn
+49 151 67506242
http://degrowth.info/de/sommerschule-2017
Bildmaterial:
Klimacamp: https://www.flickr.com/photos/146190439@N03/albums
Podium „Was kommt nach der Braunkohle?“: https://www.flickr.com/photos/146190439@N03/albums/72157687787017456
Radtour zu den Geschichten des Widerstands: https://www.flickr.com/photos/146190439@N03/albums/72157687842727445