Pressemitteilung vom 30.08.2017

Klimacamp im Rheinland geht zu Ende
„Eine andere Welt ist möglich“

Erkelenz – Nach zwölf Tagen des gemeinsamen Zeltens, Lernens, Diskutierens und Demonstrierens ging am Dienstag, den 29.8. das Klimacamp im Rheinland zu Ende. Den Abschluss des größten Klimacamps in Europa feierten die Aktivist*innen am Dienstagabend mit Anwohner*innen beim gemeinsamen Abendessen. Im Zentrum des diesjährigen Camps stand die Diskussion über den gerechten Strukturwandel in der Region, die zusammen mit Bewohner*innen und der Bergbaugewerkschaft IG BCE geführt wurde. Während der Aktionstage, welche die zweite Hälfte des Camps prägten, demonstrierten 6000 Menschen an allen drei Tagebauen der Region für den sofortigen Kohleausstieg.

Mit bis zu 4000 Teilnehmenden über den gesamten Zeitraum ist das Klimacamp im Rheinland zu einem zentralen Treffpunkt der internationalen Bewegung für Klimagerechtigkeit geworden. In den vergangenen Wochen entstand auf der Fläche am Lahey-Park bei Erkelenz zwischen den drei riesigen Zirkuszelten nach und nach ein vielfältiger Mikrokosmos. „Wir kommen hier aus verschiedenen Ländern und sozialen Bewegungen zusammen und machen sichtbar, wie viele Alternativen zu unserem gegenwärtigen Gesellschaftssystem es schon gibt“, so Christopher Laumanns vom Klimacamp. Neben der Essensversorgung durch eine holländische Aktionsküche war eine der ersten Strukturen auf dem Camp der französischen Crêpe-Stand, wo unter dem Motto „Crêpes Against Borders“ („Crêpes gegen Grenzen“) Spenden zur Unterstützung geflüchteter Menschen in Calais gesammelt wurden. Vergangene Woche kam ein Kollektiv aus Leipzig hinzu, welches vegane Pizza in Bio-Qualität gegen Spende anbot. Andere Wirtschaftsformen thematisierte das Ausstellungszelt der Degrowth-Sommerschule unter dem Motto „Endlich Wachstum!“. Anwohner*innen unterstützten das Camp im Großen und Kleinen – über Flächen und Wasserversorgung, Honig-, Kuchen- und Gemüsespenden, bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit.

„Wir sind dieses Jahr ein gutes Stück weiter gekommen“, konstatiert Johanna Winter, Mitorganisatorin des Camps. „So viel Austausch verschiedener Perspektiven, von internationalen Aktivist*innen, Beschäftigten von RWE, Leuten, die schon seit Jahrzehnten hier vor Ort Widerstand leisten und jungen Klimabewegten, die zum ersten Mal hier waren, hatten wir noch nie. Die Gespräche haben uns aber auch gezeigt, wo es noch viel zu tun gibt. Diese Anregungen nehmen wir mit für unseren weiteren Einsatz für Klimagerechtigkeit und einen Strukturwandel, bei dem soziale und ökologische Fragen verbunden werden und der von den Menschen hier vor Ort bestimmt wird.“

Hand in Hand mit Workshops und Diskussionen auf dem Camp gingen die Proteste während der Aktionstage im Rheinland vom 24. bis 29. August. Neben den massenhaften Aktionen zivilen Ungehorsams des Bündnisses „Ende Gelände“ blockierten Kleingruppen unter dem Motto „Zucker im Tank“ an vier Tagen mit Kletteraktionen, Baggerbesetzungen, einem Betonfass auf den Schienen, dem Zudrehen von Tagebaupumpen und wiederholten Störungen der Förderbandanlagen effektiv den Abbau und Transport der Braunkohle. „Zu Beginn hatten wir viele technisch aufwändige Aktionen, die lange vorher vorbereitet wurden. Am Sonntag und Montag haben sich dann viele Menschen spontan zum ersten Mal selbstorganisiert gegen die klimaschädliche Braunkohleverstromung gewehrt – das hat uns sehr gefreut! Wir brauchen diesen Mut, wenn wir Klimagerechtigkeit wirklich umsetzen wollen“, erklärt eine Aktivistin.

Seit Dienstag ist der Abbau des Camps in vollem Gange. Abends gesellten sich zu den Klimacamper*innen auch Anwohner*innen aus Erkelenz und den umliegenden Dörfern. „Das gemeinsame Abendessen war ein wunderschöner Abschluss dieser bewegten Tage“, sagt Christopher Laumanns. „Das Camp ist vorbei, aber schon im November geht es weiter mit den Protesten gegen die Klimakonferenz in Bonn. Und all der Austausch der letzten Wochen hier hat uns bestärkt: Wir werden noch viel kämpfen müssen. Aber eine andere Welt ist möglich – und wir haben in den letzten Tagen eine Vorahnung von ihr bekommen.“

Kontakt Klimacamp im Rheinland:

Johanna Winter
+49 1578 4697207

Christopher Laumanns
+49 1577 3395845

Mail: presse-klimacamp@riseup.net

Web: http://www.klimacamp-im-rheinland.de/

Fotos: https://www.flickr.com/photos/146190439@N03/albums