Reflecting und Connecting Movements

[Eine Notiz vorab: Die geplanten Workshops zu diesem Thema findet ihr hier.]

Die Welt und die derzeitige Gesellschaft, in der wir leben, wird stark beeinflusst vom immer rasanter voranschreitendem Klimawandel und der Ausbeutung von Mensch und Natur; Hin zu kommen Ressourcen- und Stellvertretungskriege. Menschenverachtende Grenz- und Abschiebepolitik gehen Hand in Hand mit dem Aufstieg der Rechten. Rassistische und faschistische Gewalttaten gegenüber Menschen nehmen zu, sowie Angriffe auf geflüchteten Unterkünfte und linke Projekte. Außerdem werden antifeministische, homo- und diversitätsfeindliche Bewegungen stärker. Diskriminierungen und sexistische, transfeindliche Übergriffe sind alltäglich.

Diese Komplexität und Verwobenheit an Unterdrückungsmechanismen und Herrschaftssystemen ist schwer zu überblicken. Vor allem für Menschen, die sich nicht erleben und erfahren. Umso wichtiger ist es uns deshalb, dass viele Menschen aus verschiedenen sozialen Kämpfen und Bewegungen mit diversen Backgrounds zusammenkommen. Der Klimawandel und die damit einhergehenden ökologischen und sozialen Folgen sind nicht zu lösen mit einer patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaftsform, die auf Ausbeutung, Zwang zur Konkurrenz, Unterdrückung und Ausschluss von Menschen beruht.
Auch in selbstorganisierten politischen Gruppen, die herrschaftskritisch arbeiten, sind wir nicht frei von gesellschaftlichen Machtstrukturen. Wir sind nicht frei von Sexismus, Rassismus, Klassismus etc. und haben die darin liegenden Machtstrukturen/Verhaltensweisen verinnerlicht – Privilegien, die sich u.a. in erlernten Normen und Verhaltensweisen äußern sitzen tief in uns. Mit unserem Handeln wiederholen wir in unseren Klimagruppen, Klimacamps und Aktionen gesellschaftliche Ausschlussmechanismen – bei „wir“ sprechen wird gerade aus einer weißen priviligierten Perspektive.
Es braucht unserer Meinung nach viel Offenheit, Stärke und Vertrauen, sich den eigenen Privilegien immer wieder zu stellen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Und es braucht Räume und Zeit und den Willen sich damit auseinander zusetzen – ein System Change wird ohne nicht funktionieren.
Wie wichtig dies ist und wie weit entfernt wir von einem anti-rassistischem Klimacamp sind, hat uns der Text des BPoC Zusammenschluss im letzten Jahr noch einmal verdeutlicht. Der Text ist auch ein großer Ausgangspunkt für diesen Aufruf.

Die (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit Privilegien erachten wir als unumgänglich, wenn wir in unseren Kämpfen machtsensibel und solidarisch miteinander sein wollen und gesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen und Ausschlüsse nicht reproduzieren wollen. Daher ist es uns ein großes Anliegen u.a. antisexistische, antirassistische, antifaschistische, klassensensible, queere Kämpfe und Themen auf das Klimacamp 2019 zu tragen. Und vor allem ist es für uns auch ein Schritt auf die Veränderungsvorschläge und Forderungen des BPoC Zusammenschluss einzugehen.
Wir finden es wichtig, nicht im Sumpf von Schuld-, Ohnmachts- und Überforderungsgefühlen hängen zu bleiben, sondern uns auf solidarische und konstruktive Weise selbst und gegenseitig damit auseinanderzusetzen, zu hinterfragen, kritisieren, ermächtigen und uns somit voranzubringen – sowohl auf individueller, als auch auf kollektiver Ebene.

Dafür soll es verschiedene Räume geben, in denen ein offener und ehrlicher Austausch möglich ist. Räume, in denen sich von der Gesellschaft an den Rand gedrängte Gruppen/ Menschen vernetzen, sich organisieren, ermächtigen, gegenseitig bestärken, sicher(er) fühlen, diskutieren etc. können.Räume, in denen sich priviligierte Menschen treffen, um sich mit Machtverhältnissen auseinanderzusetzen, eigene Positionierungen und Privilegien zu Hinterfragen und Verstehen. Und
zu schauen, wie diese nicht gegen, sondern für andere genutzt werden können?
Räume, in denen Fehler gemacht und daraus gelernt werden kann.
Räume, in denen wir gemeinsam auf emanzipatorische, revolutionäre Orte und Bewegungen gucken
können, die uns auch hier inspirieren können.

Wir glauben, dass ein intersektionaler, breiter Zugang wichtig ist, um zu versuchen gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse in ihrer Komplexität verstehen zu können und schon jetzt an der Utopie für morgen zu arbeiten. Denn ein gesellschaftlicher Wandel, soziale Revolution ist ein langer Prozess, der jetzt und hier beginnt. Auf dem Klimacamp wird es dieses Jahr zwei Zelte mit Programm geben, wo wir verschieden Referent_innen im vorhinein einladen. Hier wird es thematisch bewegungsübergreifende Workshops geben.
Zudem gibt es drei weitere Rückzugszelte. Eines für Frauen*Lesben*Trans*Inter*Nicht-Binär*, eins für Schwarze Menschen und People of Color und ein weiteres, wo Menschen sich treffen können, die sich in einem geschützteren Rahmen zu bestimmten Themen / Betroffenheiten treffen wollen.
Wir möchten, dass politische Camps genutzt werden können, um viele Menschen themenübergreifend zusammenzubringen.

Wenn du/ ihr Interesse habt eure Gruppe/ Kämpfe vorzustellen, einen Workshop anzubieten, eine Frage habt, die ihr mit anderen diskutieren wollt oder ähnliches – dann schreibt uns doch eine mail an:  Barriocamp@riseup.net
Wir freuen uns auch über einen inhaltlichen Austausch, sowie Kritik zu unserem Aufruf!
Lasst uns Netzwerke spinnen, Banden bilden und Kompliz*innen werden!